Web Positioning Newsletter, ISSN 1610-392
August
2003
*
Rudi
Rapidos böses Erwachen
*
Flutkatastrophe
mit OOOs oder Nullen?
*
Suchmaschinen-Foren:
Antwort der Sphinx
*
Public
Relations PR zu vergeben
*
Der Kategorische
Imperativ der SEO
*
Google-Suchergebnisseite
1 mit 50% Irrelevanz
*
Suchmaschinen
im Internet - gelesen unter Spam-Aspekten
*
SES Search
Engine Strategies 2003 – Konferenz und Ausstellung in München
Das
Prasseln des Regens riss Rudi Rapido aus dem Schlaf: Es war der 7.
September. Bei herrlichstem Wetter war er im Juli in einen tiefen Heilschlaf
verfallen. Seine erste Reaktion: Er musste sich sofort für den nur
geträumten Juli-Newsletter entschuldigen und sich im Web umsehen, was
in den vergangenen 6 Wochen passiert war. Er stürzt sich auf das
Suchmaschinen-Marketing, reibt sich die Augen: Geändert hat sich nichts in
punkto der Verschleierung mit „sponsored links“. Warum nennt nicht jeder
das Anzeige, was bezahlte Werbung ist?
Google
AdSense = Sinn für Kontext?
Anzeigen
bringen oder kosten Geld, alles ist relativ. Jeder Website-Betreiber,
der englisch-sprachigen Content hat, kann sich über
Google
AdSense Anzeigen zu seinen Inhalten schaufeln lassen. Google spielt die
Anzeigen schlüsselwort-gesteuert ein, eine mitunter makabre Sache. Da
berichtet die New York Post über eine Leiche im Koffer, garniert mit
Anzeigen zu preisgünstigen Koffern.
Overture
Content Match = Nicht für die Masse
Overtures
Modell beschrieb
WPN im Juni
2003.
Inzwischen ist der erste deutsche Großkunde gefunden: die RTL-Gruppe. Im
Unterschied zu Google sieht der Werbungtreibende, wer wie viel auf ein
vorgegebenes Schlüsselwort bietet, und er kann wählen, ob er an Content
Match teilnehmen will. Denn eines bleibt die große Frage - ob die
User, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf einer Webseite sind, so
relevant sind wie die Sucher, die zielgerichtet mit bestimmten Begriffen
ihren aktuellen Bedarf äußern und auf eine Suchmaschine gehen, um die Lösung
zu finden? Laut
Alexander Holl, Marketingchef der deutschen Niederlassung, hat Overture
nicht vor, wie Google die Anzeigen auf Websites von KMUs einzuspielen. Am
17. September weiss Rudi Rapido mehr.
Espotting = Keine Kontext-Anzeigen für’s Volk
Auch
Espotting lehnt das
automatische Einspielen von Anzeigen auf Content-Webseiten ab. Rainer von
Wienskowski, Chef der deutschen Niederlassung, weist explizit auf den
Zusammenhang zwischen Inhalt und Anzeige hin: Es werde sehr restriktiv
vorgegangen bei der Bestimmung der Schlüsselwörter, zu denen Anzeigen
erscheinen sollen, um eine möglichst hohe Relevanz zwischen Content und
Werbung zu erreichen. Tagesaktualität sei damit nicht machbar, die Listen würden
händisch gepflegt. Espotting verteilt die Anzeigen auf Portale wie Ciao,
Freenet, die Pro7-Gruppe und die Online-Ausgabe der Bild-Zeitung.
Egal,
was Rudi Rapido sucht – bei Google gibt es fast keine
Suchergebnisseite mehr, auf der nicht irgendeine URL mit exotisch klingendem
Namen wie Jod00, L0000rx, Yg00g, L00ji, Zez00 oder Cazuca auftaucht. Sie führen
auf eine Suchmaschine namens BiverOO oder Wwweasel. Rudi reibt sich die
Augen: Hatte er die Geburtsstunde der rekursiven Suche verschlafen oder war
das die neue Sondermüll-Deponie für die Beseitigung der virtuellen
Google-Flutkatastrophe 2003, Supplementary genannt?
Oder
will Google gar die Exoten? Schickt ihm bis zu 80 Prozent Müll, damit
er nur noch auf die Anzeigen klickt?
Rudi
Rapido klickt sich durch die Foren, um die Orakel der Hohepriester zu
lesen. Und in der Tat – er findet Erstaunliches. Bei der Suchmaschine mit
dem höchsten Qualitätsanspruch stehen die Spam-Tore sperrangelweit offen,
meint at-web:
„...
ist Biver00 mehr als 220 mal geklont. Das heisst, die übrigen Websites der
... Armada bringen bei gleicher Anfrage jeweils identische Suchergebnisse...
Google kennt allein ... 96000 Seiten, die nichts anderes sind als
Ergebnisseiten von Biver00. Beziehen wir nun diese Seitenanzahl auf alle
anderen 220 Seiten der Armada, kommen wir auf ... 21 Millionen Webseiten
...“
21
Millionen? 21 sind schon zu viel, schiebt doch jedes Ergebnis alle
weiteren auf die hinteren Plätze.
In
einem anderen Forum liest Rudi Rapido, wie PR-Jobs für EUR 300 pro
Monat angeboten werden. Klar, bewerben, denkt er – doch als er sich melden
will, sieht er, dass es sich um einen Handel mit einem Google PageRank 8
dreht, eine Irreführung durch Überbewertung einer Website. Sind das die
Suchmaschinentricks? „Stand bis vor ca einem halben jahr mit einer uni in
verhandlungen, um eine PR 9 zu kaufen, 30.000 backlinks, uniprojekt seit
1998, ist seit 5 monaten offline und hat immer noch pr 7. hat dann aber
nicht geklappt, weil man als uni nicht wusste, wie man das geld verbuchen
sollte/durfte. Die domain würde ich auch für 20.000 euro ersteigern.“
Ob
die Auftraggeber davon wissen, die Suchmaschinen-Nutzer davon ahnen?
Steht die viel gepriesene Wunderkerze Google PR vor dem Aus? Frei nach dem
Motto: Liebst Du mich, lieb ich Dich. Wieder ein Erfolg der Rekursions
(-Formel)? Rudi rechnet: Mit seinen sauberen PR 4 an erster Position, das
reicht, mit 20 Mille ein Leben lang Wein und Olivenöl vom Feinsten.
Ein
Forum weiter traut Rudi seinen Augen nicht. Da stehen
Suchmaschinentricks, die zum total entgegengesetzten Verhalten aufrufen:
Kategorischer
Imperativ
§1
Die Beiträge eines jeden Forums für Suchmaschinen Tipps und Tricks
haben folgende Ziele:
§2
Jeder Tipp und Trick soll verhindern, dass
- Suchmaschinen, Verzeichnisse und Anzeigen-Dienste getäuscht werden
- Benutzer obiger Suchdienste getäuscht werden
- Inhalte von Webseiten gestohlen und zur Täuschung benutzt werden
- gestohlene Inhalte den Eindruck erwecken, dass die Bestohlenen für diesen
Eindruck und die irreführende Fehlleitung verantwortlich sind
- gestohlene Inhalte mit fremden Inhalten gemischt werden und die Besitzer
in ein schlechtes Licht stellen
- Arbeit, die in die Optimierung von Websites investiert wurde, gestohlen
und für eigene Zwecke missbraucht wird
- durch solche Machenschaften Geld auf Kosten und zu Lasten anderer verdient
wird
- eine flächendeckende Spam-Abdeckung von 50% und mehr erreicht wird.
§3
Jeder Tipp und Trick soll helfen, dass
- die Vorgehensweisen von §2 klar erkannt, veröffentlicht und verhindert
werden können
- die Spuren der Vorgehensweisen und Verursacher von §2 nicht verwischt
werden können.
Rudi
ist ratlos. Stammen diese Forderungen von einem Spaßvogel? Ist das
alles wahr, was über die Täuschungen in Zusammenhang mit der Such- und
Fehlleitungsmaschine Biver00 gesagt wird? Nicht nur Täuschung, sondern auch
Diebstahl? Die SEO-Gemeinde, die vorher zu Biver00 über 90 Beiträge und
Drohungen mit dem Anwalt veröffentlicht hat, schweigt zu Kant. Aus
Zustimmung oder Feigheit? Marcel Machill weist in
Transparenz
im Netz den Missbrauch der Suchmaschinen nach.
Google-Suchergebnisseite
1 mit 50% Irrelevanz
Rudi
Rapido sucht und findet Ergebnisseiten, alle nach dem selben
Strickmuster maschinell erstellt. Soll
Rudi nun mit Jeansmütze ins kalifornische Leona jetten, obwohl er doch
dringend den „Lkw Transport Monaco“ braucht? Google liefert's so:
1.
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7.
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10.
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Was
sagt der große Google dazu? Der liefert zwar in 0,1 Sekunden eine
Antwort auf jede Suchanfrage, aber für den Web Positioning Newsletter ist
er zu keiner Stellungnahme bereit.
Das
Perfide an dem Spiel: Der Vudú-Zauberer, ein Poller in der Brandung der
Suchflut, klaut den Inhalt des LKW-Logistikers Nicolaus Dreyer, nutzt ihn für
die Generierung des Suchergebnis-Schnipsels.
GoogleBot
glaubt – na prima, alles passt wunderbar zur Suchanfrage, zudem ist die
Seite zig-fach gelinkt. Das bringt eine Top-Position.
Geld
verdient der
Spammer, wenn Overture zu „LKW Transport Monaco“
Anzeigen liefern kann. Die 5 Listungen Jajeja, Ekyps und Vujivu und damit 50
% der ersten Google-Suchergebnisseite führen auf Biver00. Dessen Ergebnis
sieht dann so aus:
LKW
Transporte Monaco? LKW WALTER
LKW WALTER organisiert - unabhängig vom Standort Ihres Unternehmens - Ihre
LKW-Ladungstransporte in Europa, allen Staaten Osteuropas und des Nahen
Osten.
http://www.lkw-walter.com (Sponsored
Listing)
Sonst
nichts. Klickt
ein Nutzer darauf, wird Biver00 an den Overture-Einnahmen beteiligt. Pech
hat Google, denn LKW-Walter erscheint auch bei Google als Anzeige.
Freut
sich Yahoo! über das Spamming? Deren Suchergebnisse liefert Google, die
PPC-Anzeigen jedoch Espotting. Da Espotting zu Monaco-Franze keine Werbung
hat, betet Yahoo!, dass ein Sucher über die Spamseiten auf die
Overture-Anzeige klickt. Denn Yahoo! kaufte den Anzeigendienstleister im
Juli für 1,6 Milliarden USD, die Overture-Aktionäre sollen im Oktober
zustimmen. Auf AltaVista und Alltheweb, den Suchmaschinen von Overture,
erscheint der Spammer nicht - die Anzeige prangt schließlich dort direkt
über den normalen Suchergebnissen.
Ein
ähnliches Modell, bei dem auch die Google-Suchbegriffe genutzt werden,
betreibt Espotting in Moll, mit der Suchmaschine Tataoo. Nur dass Tata00
sich nicht mit fremdem Brainstorming schmückt.
Rudi
Rapido fragt sich, was die strengen Richtlinien der
Anzeigendienstleister wert sind, wenn sich zwei auf Kosten der
Werbungtreibenden bereichern. Wissen diese, wo ihre Anzeigen auftauchen, und
wo sie eine Konversionsrate von Null erreichen durch Verärgerung der
Klicker über die rekursive Fehlleitung?
Er
delektiert
sich ein letztes Mal an dem geringelnatzten Imperativ „je
oooller desto doooller“:
Ein
Weasel saß auf keinem Kiesel,
sondern einem Poller
inmitten PPC Geldgeriesel.
Wisst ihr weshalb?
Das Forum verriet es mir im Stillen:
Das raffinierte Tier tat's
um der Strafanzeige willen.
Suchmaschinen
im Internet - gelesen unter Spam-Aspekten
Während
seines Heilschlafs las Rudi Rapido das Buch "Suchmaschinen im
Internet". Er wird eine ausführliche Rezension liefern
– besser nicht den Klappentext zitieren. Und was ihn merkwürdig stimmt:
Da warnt Autor Michael Glöggler vor Spam-Techniken, preist sie aber
gleichzeitig an, weil sie „jetzt noch“ gehen. Hier die Rezension zu
Suchmaschinen im
Internet von Michael Glöggler.
Search
Engine Strategies – Konferenz und Ausstellung in München, Hotel
ArabellaSheraton, 10.-11. November 2003
Wie
die drei Giganten Google, Yahoo! und MSN, der Suchdienst von Microsoft,
die Schlacht um Sucher und Anzeigenkunden austragen, erhofft Rudi Rapido auf
der Search
Engine Strategies Konferenz in München zu erfahren. Am
10. November kann der geneigte Leser dort auch mit
Gerda von Radetzky
zum Thema
Erfolgreiches Texten für Sucher und Suchmaschinen diskutieren.
Web Positioning News
Nachrichten rund um Taktik und
Technik von Suchmaschinen publiziert Optimierung.Net im Web Positioning Newsletter in loser Folge. |